Veröffentlicht 24. April 2021.
Aktualisiert am 24. April 2021 | 16:17 Uhr
Schauspieler Jan-Josef Liefers tritt nun in mehreren Sendungen als Kritiker der Corona-Maßnahmen auf. Die Bevölkerung erhält durch ihn und seine Kollegen eine Legitimation für Kritik, meine ich. Denn, bei Schauspielern handelt es sich generell um Vorbilder. Das ist die Erlaubnis zu kritisieren, die offenbar viele erst erteilt bekommen wollen, bevor sie sich trauen den Mund aufzumachen. Ich bewerte die Aktion damit inzwischen als positiv. Ich bin mit dieser Einschätzung nicht alleine. Selbst Jens Spahn begrüßte die Aktion in der Bundespressekonferenz, aus welchen Gründen auch immer.
Mit diesen Kurz-Clips von Schauspielern bekommt übrigens auch der Ausspruch “Applaus von der falschen Seite” eine konkrete Verbildlichung. Die Forderung an die Schauspieler, sich in einer Vorstellung von Teilen eines Saal-Publikums distanzieren zu sollen, entlarvt sich in dem Bild von Darstellern auf einer Bühne. Das ist nichts anderes als die Forderung Teile ihres Publikums aus den Schauspielhäusern auszuperren oder ihnen das Klatschen zu verbieten. Dass es ausgerechnet Schauspieler waren, die sich aus der Deckung hervorwagten, könnte jetzt auch bezüglich der erwähnten Redewendung Denkprozesse angeregen.
In dieser Weise und fast schon deutlich gab es bislang in dieser Massivität und zu diesen Sendezeiten und Sendeformaten noch keine Kritik an den Corona-Maßnahmen. Aber beide mir bislang bekannten Situationen, sowohl im WDR als auch in der Talk-Show aus Bremen, waren von typischer subtiler Ausgrenzung bzw. Beschimpfung durch die Moderatoren bestimmt. Im WDR wurde dem Gespräch vier Minuten lange ein Framing mit negativen Begriffen wie “Zynismus”, “stumpf”, “kein kluger Autor” vorangestellt und man verschoss Salven an Herabwürdigungen unkonkreter Vorwürfe auf die wohl durchdachten und offenbar länger vorbereiteten satirischen Schauspieler-Statements. ARD-ZDF bestätigte sich selbst, dass einige Beteiligte dem Druck nicht standhielten. Dann schließlich stieg der Moderator mit der sprachlos machenden Aussage ins Gespräch ein, der WDR sei “verärgert” mit dem “Kollegen”. In Bremen sitzen sieben Personen zusammen mit der Moderatorin physisch im Studio, während Liefers am digitalen Katzentisch Platz nehmen musste und nur per Bildschirm zugeschaltet und mit dieser Methode auch verbal offensiv isoliert wurde. Man könne den geborenen Dresdner: “… möglicherweise sehen, aber vielleicht nicht so gut hören, wie wir das untereinander in der Runde können.” Man ist “untereinander” und dann kommt da eben noch ein Herr Liefers. Eine Sendung im RBB, der Schauspieler wurde jeweils aus Berlin zugeschaltet, konnte ich noch nicht entdecken. Und das, obwohl reichlich Talkshows direkt in Berlin produziert werden.
WDR: https://youtu.be/aIfy3vlQZz0
Radio Bremen: https://youtu.be/GYVY_C1jMP8